Lautlose Opfer – Eine Familie im Kreuzfeuer faschistischer und nationalsozialistischer Willkür.
Erscheinungsdatum: 28.10.2020
ISBN: 978-88-6839-509-4
Seiten: 368
Buch fester Einband (Hardcover)
Sprache: Deutsch
Format: 150 x 225 mm
Gewicht: 760 g
Auflage: 1
Preis: 29,90 Euro

Vieles, was zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg an historischen Fakten und Entsetzlichem geschehen ist, wurde in den letzten Jahren durch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und Publikationen allgemein und dauerhaft zugänglich gemacht. Dennoch blieb und bleibt noch vieles im Verborgenen. Viele dunkle und schmerzliche Kapitel der Zerreißung Tirols, die Hatz gegen alles Österreichische, die seit 1918 geplante Ausrottung der Südtiroler Volkskultur, Option und Aussiedlung der Südtiroler und andere faschistische und hakenkreuzlerische, aber auch rotgardistische Verbrechen hat man verklärt oder ausgeblendet.
Günther Rauch, einer der besten Kenner der schwarzen und braunen Jahre in Südtirol, zeichnet anhand des ungleichen und erschütternden Lebensweges der Geschwister Valentinotti aus Bozen die schweren Wunden nach, welche zwei Weltkriege und Diktaturen im südlichen Alpenland aufgerissen haben. Vier der sechs Geschwister Valentinotti ist Schreckliches widerfahren. Davon erfuhr auch der jüngste Bruder Fritz Valentinotti, Betriebsmanager einer großen Lodenfabrik in Innsbruck. In einen dramatischen Brief an seine Cousine Mariele Walcher-Dibiasi in Bozen schreibt er: „Wie Gott will, wir müssen alles ertragen und aushalten … Jetzt heiß es, die ganzen Kräfte zusammenzuhalten, damit wir die Sache durchstehen. Die Nerven sind halt alle sehr angegriffen.“
Karl Valentinotti, Kaiserjäger und ältester Bruder, wurde als Handelsagent von den Schwarzhemden seit 1923 in einer Proskriptionsliste von rund 500 „subversiven pangermanistischen Elementen“ festgehalten und von den italienischen Geheimdiensten ständig beschattet. Maria und Stefan Valentinotti wurden 1944 wegen ihres Südtirolerseins von unterschiedlich kolorierter Mörderhand gequält und ermordet. Midi wurde von stalinistisch-kommunistischen Partisanen geschändet und auf einem Kartoffelacker in Zopodn (Cima Sappada) unter dem Gesang „Bandiera Rossa“ erschossen. Ihr Bruder Stefan, ein Rußland-Spätheimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg, überzeugter Hitler- und Mussolinigegner und leidenschaftlicher Befürworter eines „Freistaates Südtirol“, erfuhr davon im faschistischen Zuchthaus von Brandenburg-Görden in einem Schreiben seiner Ehefrau wenige Tage vor seiner Hinrichtung mit dem Fallbeil durch die Nationalsozialisten. Seine letzten Worte vor seinem Tod waren: „… ich hoffe, dass unser Tun und Schaffen durch so viele Jahre hindurch in unserer Heimat, für das Deutschtum nicht umsonst gewesen ist.“
Das auf jahrelangen Recherchen und wahren Begebenheiten beruhende Buch gibt auch einen einmaligen und lebensnahen Einblick in die Tragödien, die sich in Tirol und Europa von 1914 bis 1945 vollzogen haben. Die Folgen zeigen sich noch heute.